BTW-Tourismusindex: 193 Millionen Privatreisen der Deutschen mit steigender Tendenz
Die Reisefreude der Deutschen hält an, es gibt jedoch einen Trend, sich kurzfristiger zu entscheiden. Das ist ein zentrales Ergebnis der Erstauflage des von GfK ermittelten BTW-Tourismusindex, der am heutigen Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Von November 2012 bis Oktober 2013 haben die Deutschen danach rund 193 Millionen Privatreisen mit mindestens einer Übernachtung unternommen – 1,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit hält der positive Trend der Vorjahre an und auch für die kommenden zwölf Monate prognostiziert der Tourismusindex ein weiteres Wachstum von 2 Prozent.
Gründe für die zum Teil etwas herausgezögerten Reiseentscheidungen – der Stand bei den bereits fest geplanten und gebuchten Reisen für die kommenden zwölf Monate lag zum Umfragezeitpunkt im November 4 Prozent unter dem Vorjahr – sind zum Teil Sondereffekte, zum Teil grundsätzliche Tendenzen. Zu ersteren gehört die Tatsache, dass zum Umfragezeitpunkt im November die künftige politische Konstellation noch ziemlich unsicher war. Ob und welche Steuererhöhungen kommen würden, ob möglicherweise also weniger Netto vom Brutto zu erwarten stand, war noch offen. Speziell für das Jahr 2014 spielt darüber hinaus die Fußball-WM im kommenden Sommer eine Rolle. Auch extreme Wetterbedingungen der letzten Monate und Jahre - von Jahrhundertflut bis Traumsommer - oder auch die politischen Unruhen in verschiedenen Zielgebieten führen dazu, dass manch einer seine Entscheidung über „wann und wohin reisen“ nicht schon jetzt getroffen hat. „Wir sind uns aber sicher, dass das kommende Jahr – sollte es keine unvorhersehbaren Entwicklungen oder Ereignisse geben – ein neuerliches Reiseplus bringen wird“, kommentierte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft Dr. Michael Frenzel die Ergebnisse. Matthias Hartmann, GfK Vorstandsvorsitzender, fügt hinzu: „Reisen spielen bei den Ausgaben der Deutschen eine wichtige Rolle. Deshalb freut es mich sehr, dass GfK und der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft mit dem BTW-Tourismusindex nun einen spezifischen Index vorstellen, der die Entwicklungen im Reisemarkt transparent macht.“
Bei den Best Agern geht der Trend hin zum längerfristigen Buchen und Entscheiden: Bei den über 65-Jährigen war der Planungs- und Buchungsstand für die kommenden zwölf Monate im November mit 9 Prozent deutlich im Plus. Die gegenläufige Tendenz hin zu kurzfristigeren Entscheidungen ist bei den Jüngeren unter 35 Jahren zu beobachten, bei denen bei festen Planungen und Buchungen im November ein Minus von 13 Prozent zu sehen ist. Der Tourismusindex zeigt auch, dass die Zahl der Reisen in der Altersgruppe unter 35 deutlich konjunkturabhängiger ist als beispielsweise bei den Best Agern, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass z.B. Arbeitslosigkeit bzw. Angst um den Arbeitsplatz für die Gruppe über 65 Jahre in der Regel kein Thema mehr ist.
Frenzel: „Wir freuen uns sehr über die grundsätzlich positiven Aussichten für 2014. Das Potential an Reisewilligen ist fraglos vorhanden, auch wenn die Reisepläne im November aus den genannten Gründen noch weniger konkret waren als ein Jahr zuvor. Wichtig ist gerade in dieser Situation, dass die Politik nicht reisedämpfend eingreift. Sie sollte das Reisen für die Bürger nicht künstlich verteuern, wie es die Kommunen beispielsweise über die Bettensteuern tun. Sie sollte die Sommerferienzeiträume nicht unnötig einengen, wie sie es im kommenden Jahr mit einem Korridor von lediglich 71 Tagen tut. Staus, ausgebuchte Flüge und Hotels und Familien, denen die schönste Zeit des Jahres zumindest in Teilen verdorben wird, sind einige der Folgen. Gleichzeitig gilt es zu gewährleisten, dass die deutschen Unternehmen im Wettbewerb um die zahlreichen Reisewilligen gerechte Wettbewerbsbedingungen vorfinden. Die Luftverkehrsteuer hat beispielsweise gezeigt, dass die Passagiere auf grenznahe ausländische Flughäfen abwandern, um den Zusatzkosten zu entgehen. Solche Zusatzbelastungen schaden den Reisenden, weil sie Reisen teurer machen oder verkomplizieren. Sie schaden der deutschen Tourismuswirtschaft, weil sie zum Teil ausländische Unternehmen bevorteilen und einen Teil der Reisewilligen möglicherweise sogar vom Reisen abhalten. Damit schaden sie in der Folge auch dem Wirtschaftsstandort Deutschland, weil auf diesem Weg letztlich die Wirtschaftskraft unserer Branche geschwächt wird und der Jobmotor Tourismus, der in Deutschland immerhin drei Millionen Arbeitsplätze bereitstellt, droht, ins Stottern zu geraten.“
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Nicole von Stockert
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