Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) e.V.
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EU-Parlament mit Flaggen

Mitte Juli 2024 hat das neu gewählte Europäische Parlament seine Arbeit aufgenommen. Die deutsche Tourismuswirtschaft appelliert an die EU-Politik, in der neuen Legislaturperiode kurzfristig wirtschaftliche Zukunftsimpulse zu setzen. Aus Sicht des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) sind die kommenden fünf Jahre in der europäischen Politik essenziell für die richtigen Rahmenbedingungen für die Unternehmen der Tourismusbranche. Tourismus ist eine starke Wirtschaftskraft und einer der größten Arbeitgeber in Deutschland und der gesamten EU. Dies gilt es in der kommenden EU-Legislaturperiode konsequent zu stärken, aktuelle Hürden zu reduzieren und drohende Belastungen zu verhindern.

Der Dachverband hat hierzu insgesamt 9 Schwerpunktthemen zusammengestellt, die es zeitnah anzupacken gilt.

  1. Bedeutung der Tourismuswirtschaft politisch unterstreichen: durch einen eigenen Budgettitel für den Tourismussektor, eine bessere ressortübergreifende Koordinierung sowie Unterstützung von Investitionen und Transformation zu nachhaltigerem Tourismus.
  2. Faire und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen schaffen: „Think small first-Prinzip“ für Regelungen einführen, Bürokratie vermeiden, Überregulierung abbauen.
  3. Verhältnismäßige Novellierung der Pauschalreiserichtlinie sicherstellen: Die Pauschalreise ist die am besten abgesicherte Art des Reisens. Der aktuelle Entwurf sorgt für zusätzliche Bürokratie sowie steigende Verwaltungskosten und droht somit diese Reiseform nun wesentlich unattraktiver und teurer zu machen - zum Nachteil von Reisenden und Tourismuswirtschaft.
  4. Digitale und nachhaltige Transformation ermöglichen: Touristische KMU unkompliziert bei der digitalen Transformation fördern und ihnen Investitionssicherheit bieten.
  5. Stärkung des Arbeitsmarktes vorantreiben: Mobilität und Freizügigkeit von Arbeitskräften innerhalb der EU stärken und vereinfachen sowie praxistaugliche Einwanderungsregelungen aus Drittstaaten fördern.
  6. Elektronische Identifikationsverfahren praxistauglich über die gesamte Wertschöpfungskette Tourismus hinweg gestalten, z.B. für den Check-In im Hotel oder das Boarding am Flughafen.
  7. Einfache und transparente Umwelt- und Nachhaltigkeitssiegel bei der Green Claims Directive auch speziell für KMU erhalten.
  8. Klare Spielregeln für nachhaltige Mobilität definieren: Nachhaltige Kraftstoffe für die touristische Mobilität gezielt fördern und den Marktanlauf im Sinne eines fairen und globalen Wettbewerbs sicherstellen (z.B. über eine SAF-Abgabe abhängig vom Reiseziel ähnlich wie in Singapur), sowie klar definieren, welche Kraftstoffe als emissionsfreie oder -arme Kraftstoffe im Sinne des EU-Emissionshandelssystem gelten.
  9. Konsequent in touristische Infrastruktur investieren: von Ladesäulen für Elektromobilität bis zu europaweiter Versorgung von Landstrom für Kreuzfahrtschiffe mit grünem Landstrom; grenzüberschreitenden Ausbau und Modernisierungsprojekte vereinfachen; multimodales Reisen quer durch Europa vereinfachen unter Berücksichtigung aller Verkehrsträger.

BTW-Position zum Thema Europa und EU

Juni 2024 - Die Tourismuswirtschaft, ihre Gäste und Beschäftigten profitieren von der Reisefreiheit durch offene Grenzen, gemeinsamer Währung und Arbeitnehmerfreizügigkeit, die die EU geschaffen hat, sowie vielen gemeinsamen Werten, die sie schützt und teilt.

Wir als Tourismuswirtschaft stehen für Weltoffenheit, Reisefreiheit sowie ein starkes und vielfältiges Miteinander. Damit diese Werte auch die Zukunft Europas prägen, brauchen wir eine starke EU. Gerade in Anbetracht eines Erstarkens der Anti-Europäer gilt es, mit demokratischen Kräften die EU zu schützen und sie dialog- und kompromissfähig zu halten.

Auch wirtschaftlich profitieren die EU-Staaten in Sachen Tourismus voneinander. Das gilt gerade auch für Deutschland, sowohl als Quellmarkt als auch als Reiseziel: Die Mehrzahl der Übernachtungen ausländischer Gäste in Deutschland gehen auf das Konto von Reisenden aus EU-Staaten. Deutschland ist hinter Spanien das zweibeliebteste Reiseziel der Europäer. Als Kultur- und Geschäftsreiseziel liegen wir in ihrer Gunst ganz vorn. Gleichzeitig liegen acht der zehn beliebtesten ausländischen Urlaubsziele der Deutschen in der EU.

Tourismus ist eine starke Wirtschaftskraft und einer der größten Arbeitgeber in Deutschland und der gesamten EU. Dies gilt es, in der kommenden EU-Legislaturperiode weiter zu stärken, aktuelle Hürden zu reduzieren und drohende Belastungen zu verhindern.

Tourism Transition Pathway der EU

Juli 2022 - Die Europäische Kommission hat am 4. Februar 2022 den Tourism Transition Pathway (TTP) in Form des hier verlinkten Berichts vorgelegt. In diesem sind Maßnahmen, Ziele und Bedingungen für die Verwirklichung des ökologischen und des digitalen Wandels sowie der langfristigen Widerstandsfähigkeit des Sektors aufgeführt. Die Kommission hat die beteiligten Parteien aufgerufen, sich an seiner Umsetzung zu beteiligen. Im TTP wird die Tourismus-Gemeinschaft aufgefordert, Maßnahmen in 27 Bereichen umzusetzen, u. a.:

  • Investitionen in die Kreislaufwirtschaft, um Energie- und Wasserverbrauch, Abfallerzeugung und Umweltverschmutzung zu verringern und gleichzeitig der steigenden Nachfrage nach nachhaltigem Tourismus besser gerecht zu werden;
  • verstärkter Austausch von Daten, um neue innovative Tourismusdienstleistungen zu ermöglichen und das nachhaltige Management von Reisezielen zu verbessern;
  • Investitionen in Kompetenzen, um die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte und attraktive Karrieren im Tourismusbereich sicherzustellen.

Es handelt sich dabei um einen unverbindlichen Orientierungsrahmen mit Handlungsempfehlungen. Aufgegriffen werden u.a. die Themen Kurzzeitvermietungen, multimodales Reisen, umfassende Tourismusstrategien, nachhaltige Mobilität, Ausbildung und Arbeitsbedingungen. Die 70 konkreten Maßnahmenvorschläge dazu richten sich an staatliche und private Akteure auf allen Ebenen und reichen von Gesetzesvorhaben (in den dafür zuständigen Gremien) über Handlungsempfehlungen für Unternehmen oder Informationskampagnen bis hin zu Partnerschaften und Netzwerken u.v.m. 

Hintergrundinfos der Europäischen Kommission:

Die Entwicklung des Übergangspfads für den Tourismus begann im Juni 2021 mit einer Konsultation zu Szenarien für den Wandel im Tourismus. Es wurden mehrere Workshops abgehalten, um weitere Ideen zu sammeln und die Vorschläge zu konkretisieren.

Dieser Übergangspfad ist der erste, der als Teil umfassenderer – in der am 5. Mai 2021 veröffentlichten Aktualisierung der Industriestrategie angekündigter – Maßnahmen umgesetzt wurde. In der Strategie forderte die Kommission industrielle Ökosysteme auf, den ökologischen und digitalen Wandel zu beschleunigen und die Resilienz der europäischen Wirtschaft zu stärken. Dort wurde der Grundsatz der gemeinsamen Gestaltung von Übergangspfaden mit Interessenträgern als wesentliches Kooperationsinstrument für den ökologischen und den digitalen Wandel industrieller Ökosysteme ins Leben gerufen. Die Kommission arbeitet auch an der gemeinsamen Gestaltung von Pfaden für die Bereiche Mobilität, Bauwesen, energieintensive Industrien sowie die Lokal- und Sozialwirtschaft.

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