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BTW-Präsident fordert Wettbewerbsgleichheit und praktische politische Maßnahmen zur Bewälti-gung des Flüchtlingsdramas

Berlin, 8. März 2016 – Nach einem erneuten Rekordjahr 2015 blickt die deutsche Tourismuswirtschaft zur Eröffnung der diesjährigen ITB auch vorsichtig zuversichtlich ins laufende Jahr. „Die konjunkturellen Rahmenbedingungen wie Reallohnzuwächse, niedrige Arbeitslosigkeit und die nach wie vor sehr gute Konsumlaune sind weiterhin außerordentlich positiv. Möglicherweise sind wir in einer Zeit des Zögerns und Abwägens, wohin der Urlaub führen soll. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass es keine Zeit des „sich gegen das Reisen Entscheidens“ ist“, erklärte BTW-Präsident Dr. Michael Frenzel im Rahmen der Eröffnungspressekonferenz der ITB Berlin. „Die Menschen sitzen noch nicht alle auf gepackten Koffern, aber ich bin sicher, dass sie sie noch packen werden.“ Für 2016 prognostiziert der BTW deshalb auch ein weiteres moderates Wachstum.

„Die beeindruckenden Zuwächse des vergangenen Jahres werden wir nicht erreichen, aber wer hätte vor zehn Jahren vorhergesagt, dass 2016 die Marken von 1,2 Milliarden internationalen Touristenankünften, 1,7 Milliarden Reisetagen der Deutschen, 440 Millionen Übernachtungen und 220 Millionen Passagieren  an Deutschlands Flughäfen übertroffen werden könnten. All das sind Zahlen, die wir mit einem moderaten Wachstum erzielen können. Erste Anzeichen sprechen sogar dafür, dass gerade manche deutsche Region an ihre Kapazitätsgrenze stoßen könnte.“

2015 war erneut ein Jahr der Reiserekorde

Frenzel zog im Rahmen der ITB-Pressekonferenz ein äußerst positives Fazit des vergangenen Jahres: „2015 war erneut ein Jahr der Reiserekorde!“

  • 1,184 Milliarden Menschen waren weltweit über die Grenzen hinweg auf Reisen. Das waren noch einmal stolze 4,4 % mehr als beim letzten Bestwert 2014.
  • Auch die Deutschen waren wieder rekordmäßig unterwegs: 1,67 Milliarden private Reisetage waren so viele wie nie und 1,8 % mehr als 2014. Jeder Deutsche ist damit im Rahmen von Tages- und Übernachtungsreisen im In- und Ausland durchschnittlich fast 21 Tage gereist.
  • Von der Reisefreude profitiert Deutschland nachhaltig: Mit 436 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste gab es 2015 erneut einen deutschen Rekord! Besonders erfreulich: Deutschland bleibt gerade für Gäste aus dem Ausland ein Trendziel, das zeigt das überdurchschnittliche Übernachtungsplus in dieser Gruppe deutlich.
  • Das Gastgewerbe hat das sechste Jahr in Folge mehr umgesetzt und das stärkste Umsatzplus seit 1994 erreicht.
  • Die deutschen Flughäfen haben fast 216 Millionen Passagiere gezählt. Auch sie kamen auf ein deutliches Wachstum von knapp 4 %. Allerdings gilt nach wie vor: Im internationalen Vergleich hinkt der deutsche Luftverkehr wegen zahlreichen nationalen Sonderbelastungen wie Luftverkehrsteuer oder Nachtflugverboten hinterher!


BTW fordert Wettbewerbsgleichheit sowie praxisorientierte Maßnahmen zur Bewältigung des Flüchtlingsdramas

Stellvertretend für viele politische Themen, die die Branche aktuell beschäftigen, richtete der BTW-Präsident zwei Forderungen an die Politik, die elementar sind, damit Tourismus auch in schwierigeren Zeiten zu einer stabilen Wirtschaftsentwicklung in Deutschland beitragen kann.

Zum einen forderte Frenzel Wettbewerbsgleichheit für die Tourismusbranche ein, die aktuell unter anderem durch nationale Sonderbelastungen gerade im Luftverkehr aber auch das weitgehend unreglementierte Aktionsfeld der so genannten Sharing Economy verhindert wird. „Aus einer zunächst möglicherweise philantropischen Idee des Teilens ist mittlerweile knallhartes Business geworden. Die Sharing Economy muss deshalb auch vergleichbaren Rahmenbedingungen in Sachen Verbraucherschutz & Co. unterliegen, wie es klassische Unternehmen tun. Hier gilt auch unser ordnungspolitischer Appell an das Bundeswirtschaftsministerium: Die Sharing Economy braucht einen Ordnungsrahmen. Es darf keine Wertungswiderspüche zwischen Old und New Economy geben!“

Mit Blick auf die Flüchtlingsströme forderte Frenzel die Politik auf, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die auch aus Sicht der Branche zielführende und nahezu alternativlose „Integration durch Beschäftigung und Ausbildung“ nicht nur eine schöne Theorie bleibt, sondern auch in die Praxis umgesetzt werden kann. „Unsere Branche bietet Chancen für fast alle Qualifikationslevel. Doch sie lassen sich nur nutzen, wenn die Politik für die nötige Ausgangssituation sorgt: Sprachkenntnisse, Planungssicherheit und vereinfachte Arbeitsgenehmigungen sind unerlässlich.“ Mit Blick auf eine Reduzierung der Wirtschaftsflüchtlinge regte Frenzel eine verstärkte Zusammenarbeit von Tourismus und Entwicklungspolitik an: „Allein die Reisen der Deutschen sichern fast 750.000 Arbeitsplätze in Entwicklungs- und Schwellenländern. 15 deutsche Touristen schaffen einen Arbeitsplatz. Die deutschen Touristen tragen fast 7 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt dieser Länder bei. Tourismus kann definitiv helfen, Perspektiven für die Menschen vor Ort zu schaffen. Er bietet ungenutzte Potenziale für die entwicklungspolitische Zusammenarbeit. Diese gilt es, gemeinsam zu identifizieren und zu nutzen!“

 

Pressekontakt:

Nicole von Stockert, Pressesprecherin

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