PM 10. März 2005
Berlin - Die ITB Berlin 2005 startet mit viel versprechenden Perspektiven für die deutsche Tourismuswirtschaft. Die Deutschen haben ihre Leidenschaft als Reiseweltmeister wieder entdeckt. Die Trendwende ist geschafft, und zwar nachhaltig. Das machte Klaus Laepple, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) und des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbands (DRV), beim Eröffnungspressegespräch zur ITB 2005 in Berlin deutlich.
Schwieriges wirtschaftliches Umfeld
Dabei sei das wirtschaftliche Umfeld unverändert schwierig. Die hohe Arbeitslosenzahl, die Furcht vieler Menschen um ihren Arbeitsplatz und die schwache Binnennachfrage dämpften die Konjunktur stark. Selbst die jüngste Stufe der Steuerreform habe dies nicht ausgleichen können. Die deutsche Wirtschaft wachse weiterhin zu schwach, um neue Arbeitsplätze schaffen und den Konsum beleben zu können, meinte der BTW-Präsident. "Die Wirtschaft stagniert, doch die Reisebranche wächst," sagte Laepple und folgerte: Mobilität sei der Schlüssel zum Wachstum und der Zugang zum Verständnis zwischen den Kulturkreisen. "Reisen muss bezahlbar bleiben." Tatsächlich würden aber die Reisenden über Gebühr belastet, kritisierte der BTW-Präsident.
Brüsseler und Berliner Pläne gefährden das Wachstum
Laepple mahnte in seiner Funktion als BTW-Präsident die Politik an, das Wachstum der Reisebranche nicht durch ein Bündel geplanter Belastungen zu ersticken. "Die Tourismuswirtschaft zählt zu den wenigen Wachstumsmotoren der deutschen Wirtschaft. Hier liegt eine große Chance für unser Land. Es ist inakzeptabel, wie die Politik in Brüssel und Berlin dieses Wachstum gefährdet," sagte Laepple.
Der BTW-Präsident kritisierte konkret die von einigen Politikern angedachte Einführung einer Kerosinsteuer. Bislang ist das Flugbenzin weltweit von der Mineralölsteuer befreit. Dafür tragen die Fluggesellschaften - anders als der Bahn- und der Straßenverkehr - über Gebühren, Beiträge und Entgelte die Wegekosten selbst. Derzeit wird innerhalb der Europäischen Union erwogen, zusätzlich das Flugbenzin zu besteuern, was nach BTW-Einschätzung zu unterschiedlichen Steuersätzen und damit zu einer groben Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU führen würde. Deutlich steigende Ticketpreise und Frachtraten wären die Folge. Laepple warnte: "Eine Kerosinsteuer wäre ein Mobilitäts- und ein Jobkiller."
Zusätzlich drohten den Reisenden weitere Preissteigerungen. Mehrwertsteuer auf grenzüberschreitende Flüge sowie eine Lärmschutzabgabe würden in Brüssel bereits eifrig diskutiert, um die Staatskassen aufzubessern. Auf der einen Seite würden die Flugreisenden immer stärker geschröpft, auf der anderen Seite würden Steuergelder zum Fenster herausgeworfen, um immer neue Regionalflughäfen staatlich zu subventionieren. "Die Länder und Kommunen bauen aus Steuergeldern Überkapazitäten auf, die keiner braucht. So macht man einen funktionierenden Markt kaputt. Diese Kleinstaaterei muss aufhören!", forderte Laepple. Es gebe nur einen Weg für den Staat, "und der heißt Subventionen abbauen und sparen"!
Reisemarkt 2004 - die Trendwende
Die aktuelle Lage der Reisebranche bezeichnete Laepple als erfreulich und viel versprechend. Als Präsident des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbands (DRV) berichtete er von einem deutlichen Anstieg der Buchungszahlen. "2004 haben die Reiseveranstalter die Trendwende geschafft. Und dieses Plus ist nachhaltig," sagte Laepple. 2004 steigerten die deutschen Reiseveranstalter ihren Umsatz um 5,2 Prozent auf gut 19 Mrd. Euro. Im Winter 2004/05 legen die Veranstalter um 3,5 Prozent zu. Für Sommer 2005 zeichne sich bereits jetzt aufgrund der hohen Zahl an Frühbuchern ein Plus von 6 Prozent ab. Laepple widersprach der Einschätzung, immer weniger Reisen würden mit Hilfe des Reisebüros oder Reiseveranstalters organisiert. "Dies ist durch die Branchenzahlen widerlegt."
Auch die Reisebüros steigern ihr Geschäft. "Ein Reisebürosterben gibt es nicht", betonte Laepple. Das Reisebüro bleibe mit einem Anteil von über 90 Prozent aller organisierten Reisen der von den Verbrauchern am meisten genutzte Vertriebsweg für Veranstalterreisen.
Bei den Verkehrsträgern zählen die Fluggesellschaften insgesamt deutlich zu den Gewinnern. Die Deutschen Verkehrsflughäfen registrierten 2004 insgesamt 154,4 Mill. Fluggäste, ein Plus von 8 Prozent. Dieser Anstieg ist nicht nur durch den harten Wettbewerb auf Punkt-zu-Punkt-Verbindungen in Europa zu erklären. Das Plus rührt auch vor allem vom ansteigenden Interkontinentalverkehr in die USA und nach Asien. Vor allem China und Indien streben als wichtige Wachstumsmärkte im Luftfahrtgeschäft steil empor. Hier zeige sich: "Wirtschaftswachstum und Mobilität bedingen einander."
Eine Trendwende sieht die Tourismuswirtschaft auch im Bahnverkehr. Fahrgastkilometer, Umsatz und Auslastung liegen deutlich im Plus. Was die Tourismuswirtschaft insbesondere würdigt, ist der Erfolg der schnellen Verbindungen auf den Strecken Frankfurt-Köln sowie Hamburg-Berlin. Die hohe Auslastung der Züge beweise: Mit Tempo holt man Reisende von der Straße auf die Schiene, und mit attraktiven Angeboten.
Die Reisetrends 2005
Die Wintersaison 2004/05 zeigt klare Trends: Mallorca, die Türkei, Ägypten und Marokko liegen deutlich im Plus. Auf der Fernstrecke ziehen derzeit besonders Kuba, Mexiko, die Dominikanische Republik und Kenia an. Nach 2004 zeichnet sich damit auch für 2005 ein Jahr der Fernreise ab. Die Reisenden aus Deutschland verdanken dem starken Euro günstige Preise bei den Reiseverantaltern und geringere Nebenkosten am Urlaubsort.
Im Sommer 2005 hebt sich bereits jetzt neben Marokko und der Türkei auch Tunesien als Ziel mit deutlichem Zuwachs ab. Ein deutliches Plus verbucht zudem Portugal. Darin sehen die Veranstalter die positive Ausstrahlung der Fußball-Europameisterschaft UEFA Euro 2004 in Portugal. Einen wesentlichen Anstieg verbucht aktuell auch Spanien. Im Plus liegen sowohl das Festland als auch die Kanaren. Überproportional klettern die Buchungen für Mallorca nach oben.
Italien wird sich leicht erholen. Die Buchungen für Deutschland und Österreich sind stabil. Griechenland entwickelt sich uneinheitlich zwischen stabiler Buchungslage und zweistelligem Zuwachs.
Mit Rückgängen müssen im Sommer Ägypten und Bulgarien rechnen. Ägypten erlebt eine Sättigung, allerdings auf einem Rekordniveau. In Bulgarien standen 2004 viele Gäste unter dem Eindruck reger Bautätigkeit. Das dämpft die Buchungen in diesem Jahr.
Urlaub zum Fixpreis ist gefragt
Bei ihrer Wahl achten die Gäste 2005 besonders sorgsam auf die Gesamtkosten ihrer Reise. Budgetsicherheit ist ein großes Thema. So erklärt sich der deutliche Zuwachs bei den Buchungen von All-Inclusive-Urlaub und Club-Urlaub im Mittelmeerraum. Sehr gut angenommen werden zudem Wellness-Angebote. "Die Zielgruppenkonzepte der Veranstalter greifen," kommentierte Laepple diese Entwicklung.
Frühbuchervorteile ziehen
Schon 2004 stellte der DRV fest: Die Frühbuchervorteile überzeugen viele. Der Last-Minute-Anteil sank bei den Veranstaltern um bis zu 10 Prozentpunkte. Im Sommer 2004 musste mancher Kunde, der zu lange mit der Buchung gewartet hatte, mit der Restauswahl vorlieb nehmen.
Einige Zielgebiete waren sogar ausverkauft. Der DRV-Präsident betonte: "Wer 2005 am besten reisen will, sollte schnellstmöglich buchen. Dann hat er die größtmögliche Auswahl bei den Destinationen und Hotels und spart auch noch kräftig beim Preis." 2005 seien jedoch viele Hotels zu bestimmten Terminen in den Sommer- und Herbstferien schon jetzt ausgebucht.
Südasien braucht Unterstützung deutscher Urlauber
Besondere Beachtung verdienen die Länder Südasiens, die von der Flutwelle des 26. Dezember 2004 getroffen wurden. Der Tsunami löste die größte Hilfs- und Rückholaktion in der Geschichte der deutschen Reisebranche aus. Das Engagement der Reisebranche für die betroffenen Länder ist auch nach Abschluss des akuten Krisenmanagements nicht beendet.
Die deutsche Reisebranche bekennt sich ausdrücklich zu den betroffenen Ländern. Sie sollen mit deutscher Unterstützung baldmöglichst zur Normalität zurückkehren. Dazu zählt eine große finanzielle und organisatorische Unterstützung beim Wiederaufbau und die offensive Werbung durch Reiseveranstalter und Reisebüros. Die betroffenen Länder hängen zum Teil erheblich vom Tourismus ab. Deshalb trägt auch die deutsche Reisebranche Verantwortung. Der humanitären Naturkatastrophe darf keine wirtschaftliche Katastrophe folgen.
Ein Wort zur Buchungslage: Direkt nach dem Seebeben brachen die Neubuchungen nach Thailand, Sri Lanka und auf die Malediven ein. Davon haben sich die Länder noch nicht wieder erholt. Thailand ist auf einem sehr guten Weg. Auch die Malediven ziehen wieder an. Die größte Unterstützung braucht derzeit Sri Lanka, gerade auch, weil das Land ganz besonders vom Tourismus abhängig ist.
In die allermeisten Gebiete können die Touristen wieder unbeschwert reisen. Weit mehr als 80 Prozent aller Hotelanlagen sind absolut intakt. Der Flugverkehr ist zur Normalität zurückgekehrt. Reiseveranstalter und Airlines sollen die Zielgebiete langfristig erhalten. Sie setzen deshalb Preissignale, von denen die Kunden derzeit deutlich profitieren können. Aber eines dürfe und werde nicht passieren: "dass Südasien auf dem Wühltisch von Reise-Resterampen landet," sagte Laepple. Ramschpreise würden die Tourismuswirtschaft und die Bevölkerung in Thailand, Sri Lanka und auf den Malediven langfristig schädigen.
Wer sich für eine Südasien-Reise interessiere, solle direkt ins Reisebüro gehen. Dort erhalte er den besten Preis-Leistungsvergleich und aktuellste Informationen über die Situation in den einzelnen Regionen und Hotelanlagen.